Stand: 29.01.2005

Diskussions-Forum Förderklassen für Hochbegabte

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Auszüge aus dem Protokoll der Informationsveranstaltung vom 11.03.2003 am MTG

                  

 

so wie es unser Informant mitgeschrieben hat, daher nicht unbedingt der exakte Wortlaut. Da auf dem Info-Abend einmal mehr nur die Positiva der Förderklassen betont wurden, wir aber aus leidvoller Erfahrung wissen, dass schon etliche Kinder an den Förderklassen gescheitert sind, halten wir es weiterhin für unsere Pflicht, zumindest in einigen Punkten der offiziellen Linie auch kritische Meinungen gegenüber zu stellen. 

 
     
 

 Lehrkraft:

 Kommentare von Betroffenen:

 
  Die vortragende Lehrkraft beruft sich auf Erfahrungen mit fünf Klassen mit je ca. 20 SchülerInnen. De facto ist die Klassenstärke durch zahlreiche Austritte teilweise auf 13 gesunken.  
 

Die Lehrkraft benennt 8 wesentliche Punkte 
an methodisch – didaktischen Erfahrungen:  

Punkte 1, 2, 3, 4 und 8 erscheinen bestenfalls begrenzt methodisch-didaktisch...
   
 
         
  1.  Förderklassen sind inzwischen Normalität – es gibt keine größeren Reibungspunkte mehr zu den „NormalschülerInnen“. Weshalb wehren sich dann die jetzigen 10. "Normalklassen" vehement dagegen, in der 11. Klasse mit der Förderklasse zusammengelegt zu werden?
  
 
  2. HB’s sind jünger als „NormalschülerInnen". Um so mehr sind sie auf Fürsorge und gute Infrastruktur angewiesen!
  
 
  3. Das Klassengefüge ist einfach klasse. Das stimmt zum Teil.
Allerdings sollte man ehrlicherweise auch die Meinung derer berücksichtigen, die so zahlreich die Klassen verlassen haben.
  
 
  4. Das Wichtigste für HB’s ist die Möglichkeit soziale Bindungen aufzubauen. Gilt das nicht für jeden von uns?

Schade, dass der vermehrte Leistungsdruck eher Konkurrenzdenken als soziales Miteinander gefördert hat...
  

 
  5. HB’s besitzen eine enorme Sensibilität, die ehrliches Interesse, Offenheit, Vertrauen seitens der LehrerInnen erfordert. Sie sind extrem empfindlich gegen unbegründetes autoritäres Verhalten und verlangen Kompromissbereitschaft von LehrerInnen.
  
Wie kommt es dann, dass in den Klassen immer noch LehrerInnen unterrichten, die genau gegen diese Grundsätze verstoßen? 
Penibel überwachte Abschreibe-Hausaufgaben, sture Auswendiglernerei und diesbezügliche Prinzipienreiterei ("Bei mir gibt es keine Privilegien!") gibt es auch in den Förderklassen!
  
 
  6. HB’s wollen keinen Sonderstatus haben. Sie wollen als Kinder, nicht als „Lernroboter“ behandelt werden und sich ins Schulleben integrieren. 
Größte Todsünde: „Jetzt seid ihr schon hochbegabt, dann müsst ihr doch ...“
  
Gut erkannt, 
leider aber unterrichten in den Förderklassen nach wie vor Lehrkräfte, die exakt diese Sprüche von sich geben!
 
  7. Es handelt sich in den Förderklassen um stark heterogene Lerngruppen, bezüglich: Arbeitsverhalten, Motivation, Organisationsvermögen, Lern- und Übungsverhalten, Interessen, Vorwissen, [...]
was hohe methodische und didaktische Anforderungen an die Lehrkräfte stellt. 
Trotzdem wird die Schere größer, was durch Binnendifferenzierung (z.B. Nachhilfe durch MitschülerInnen) aufgefangen werden muss.

Es muss für einen normalen Gymnasiallehrer, der 30 Schüler und mehr (darunter motivierte und faule, hochbegabte und überforderte) alle gemeinsam  unterrichtet, wie Hohn klingen, wenn Lehrkräfte, die nur 1er-Kandidaten unterrichten, von "heterogen" sprechen, nur weil auch diese Schüler für einzelne Fächer unterschiedlich stark motiviert sind.

Wo bleibt die Förderung der motivierten Schüler, wenn sie als unbezahlte Hilfslehrer eingespannt (also genau wie in jeder anderen Klasse ausgebremst!) werden?

Nachhilfe durch Mitschüler als Beispiel für methodisch-didaktisch anspruchsvolle und hochbegabtenspezifische Binnendifferenzierung?
  

 
  8. HB’s  sind nicht automatisch auch Hochleister, dennoch muss unter Umständen nach einer längeren Eingewöhnungszeit das Klassenziel an bayerischen Gymnasien erreicht werden. Leider wurden die Leistungsansprüche in den Förderklassen derartig hochgeschraubt, dass sich nicht wenige Schüler (je nach Begabungsprofil in Mathe/Naturwissenschaften bzw. Sprachen) um bis zu zwei Notenstufen verschlechtert haben und dadurch teilweise sogar die Versetzung nicht geschafft haben. 
Förderung? Fehlanzeige! Statt dessen wird die Leistungsschere beschworen, und die Lehrer erklären achselzuckend, dass sie hier machtlos sind...
 
   

Von den Eltern wird eine offene, ehrliche, enge Zusammenarbeit erwartet.

Das sieht dann z.B. dergestalt aus, dass die Eltern drei Tage vor Schuljahresende aus heiteren Himmel heraus einen Brief der Schule bekommen, wonach ihr Sprössling fürs kommende Schuljahr in die Parallelklasse versetzt wird (dies entspricht einer Schulstrafe nach § 86 (2) BayEUG)

offene, ehrliche, enge Zusammenarbeit ...
Heißt im Klartext:
Wenn Sie nicht die Linie der Schule vertreten, gelten Sie als aufsässig und "nicht kooperativ".
Die Konsequenzen trägt Ihr Kind.

 

 

                  

 

 

 
 

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